Webdesign für die Wissenschaft

Kurzbeschreibung 

Welche Anforderungen stellen Science Branding und Wissenschaftskommunikation an Webdesign?

Websites für die Wissenschaft haben Ähnlichkeiten zu Websites von beispielsweise Unternehmen, aber auch starke Besonderheiten. Mit anderen Worten: Es gibt ein Webdesign für die Wissenschaft.

Ähnlichkeiten zu anderen Websites

Da sind zum einen Grundregeln, die für alle Websites gelten – etwa eine möglichst simple, intuitive Benutzerführung (was nichts anderes bedeutet, als dass die Besucher:innen finden, wonach sie suchen). Oder Farben, Formen und Schriften, die zum Charakter der Institution, welche die Website betreibt, und deren Zielgruppe – den angestrebten Besucher:innen – passt.

Ein Beispiel: Eine verspielte Schrift eignet sich meist nicht, um Fachautorität zu kommunizieren. Auch ist es üblich, die verwendeten Farben nicht willkürlich zu wählen, sondern auf die Assoziation, die sie hervorrufen, zu achten; oder die Farben eines Logos als Bezugs- und Inspirationsquelle zu nutzen.

Kurzum: Viele Prinzipien des Webdesigns gelten natürlich auch für Websites in der Wissenschaftskommunikation.

Unterschiede zu anderen Websites

Es existieren also eine Reihe von Ähnlichkeiten – worin bestehen dann aber die Unterschiede?

Meiner Erfahrung nach rücken bei Websites im Wissenschaftssektor folgende Punkte in den Vordergrund:

  • Lesbarkeit,
  • Langlebigkeit,
  • digitale Barrierefreiheit,
  • gewünschte Aktion der Besucher:innen.

Wissenschaftliche Websites stellen hohe Anforderungen an die Lesbarkeit

In der Regel sind Websites in der Wissenschaftskommunikation sehr textlastig. Sei es, dass sie Konzepte, Theorien und Forschungsprofile präsentieren; sei es, dass sie kurze Beiträge, längere Aufsätze oder vielleicht sogar ganze Bücher online abbilden.

Aus diesem Grund sollte bei der Gestaltung wissenschaftlicher Websites sehr stark auf die Schrift geachtet werden. Das heißt also: Damit befasste Webdesigner:innen sollten über außerordentlich gute Kenntnisse der Webtypografie verfügen (die zum Beispiel andere Best Practices kennt als die „klassische“ Printtypografie in Büchern, Zeitschriften oder Broschüren).

Meistens muss die Schrift im Webdesign für wissenschaftliche Seiten einen Spagat hinbekommen: autoritativ und seriös auf der einen, nicht zu langweilig und abgedroschen auf der anderen Seite.

Webdesign für Universitäten, Institute oder Lehrstühle sollte möglichst lange Bestand haben

Webdesigntrends wechseln einander oft schneller ab, als man denkt. Was eben noch großen Eindruck machte, kann schon morgen (oder spätestens übermorgen) veraltet, gestrig wirken. Und das färbt auf den Websitebetreiber ab.

Doch stellen Websites für wissenschaftliche Einrichtungen in der Regel eine außerordentliche Investition dar, die nur selten gestemmt werden kann, die insofern also längere Zeiträume überdauern sollte. Damit nicht nach drei, vier Jahren schon wieder ein Relaunch fällig ist.

Die Herausforderung einer zwar zeitgemäßen, zugleich aber zeitlich unabhängigen Gestaltung sind daher für Webdesigner:innen im Bereich wissenschaftlicher Websites besonders groß.

Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinsichtlich digitaler Barrierefreiheit

Große Teile der freien Wirtschaft unterliegen, bis auf einige Ausnahmen, nicht den Bestimmungen digitaler Barrierefreiheit. Websites öffentlicher Institutionen in der Regel aber schon. Und selbst wenn nicht: Allein ethische Erwägungen legen den Betrieb barrierearmer Websites auch sonst nahe.

Durch inklusives Design, das möglichst alle Nutzer:innen und Nutzungssituationen berücksichtigt, haben Websitebetreiber:innen zudem einen gewichtigen Vorteil: Sie erreichen schlicht mehr Menschen mit ihren Inhalten, vergrößern ihre Reichweite und Sichtbarkeit (Letzteres nicht zuletzt, da Suchmaschinenoptimierung und digitale Barrierefreiheit eng miteinander verwoben sind).

Ob kleines oder riesiges Display, Maus oder Tastatur, Auge oder Screenreader: Wissenschaftliche Websites sollten digitale Barrierefreiheit anstreben. Und dieses Ziel hat gehörigen Einfluss auf das Webdesign – etwa ausreichende Farbkontraste, die Einhaltung von Mindestschriftgrößen und alternative Texte für visuelle Elemente wie Bilder.

Die Nutzer:innen zu gewünschten Aktionen bewegen

Jede Website verfolgt ein Ziel. In der Regel sollen die Besucher:innen eine bestimmte Aktion ausführen. Bei Unternehmen besteht diese Handlung zumeist im Kauf eines Produkts oder der Vereinbarung eines Termins, woraus sich ein Auftrag ergeben kann.

Aber wie ist das bei wissenschaftlichen Websites?

Wissenschaftskommunikation verfolgt in der Regel das Ziel, das Leistungsspektrum und die Bedeutung einer Einrichtung innerhalb der Forschungslandschaft und Wissenschaftswelt zu verdeutlichen.

Oft besteht das Ziel etwa im Download einer neuen Studie oder in der Anfrage von Interviewpartner:innen. Was auch immer das Ziel der wissenschaftlichen Einrichtung ist: Stets muss das Webdesign dafür sorgen, dass die gewünschten Handlungen ausgeführt werden und dass Besucher:innen die für sie relevanten Informationen (so sie denn vorhanden sind) möglichst schnell und mit wenigen Klicks finden.

Dies erfordert große Erfahrung darin, wie Menschen wissenschaftliche Websites nutzen. Wie sie sich durchklicken. Die User journeys wissenschaftlicher Seiten sind andere als von Unternehmenswebsites.

Webdesign in der Wissenschaftskommunikation: Fazit

Obwohl es einige Überschneidungen mit anderen Websites gibt, etwa von Unternehmen, stellen Websites von Universitäten, Instituten oder Lehrstühlen ganz eigene Anforderungen an Webdesign.

Digitale Barrierefreiheit und Lesbarkeit haben einen deutlich größeren Stellenwert. Und statt zu verkaufen soll in erster Linie Wissen vermittelt werden.

Außerdem sollten Wissenschaftswebsites auf eine gewisse Dauer angelegt sein – alterungsbeständige Seiten schonen die knappen Budgets von Forschungs- und Bildungseinrichtungen.